Nora

Nora geht es gut. Vordergründig. Sie lebt mit ihrem Mann Torvald eine vermeindlich perfekte Ehe. Er liebt seine kleine Nachtigall und beide genießen ihren Luxus. Probleme verschwinden hinter einer perfekten Fassade. Torvald wird Chef einer Aktienbank. Geld ist da im Übermaß. Alles ist gut. Die alten Sorgen und Geheimnisse werden sie schon nicht einholen.

Dann steht Christine, Noras Freundin aus der Schulzeit, vor der Tür. Christine hat es nicht leicht gehabt und stellt nun die richtigen Fragen. Nora öffnet sich und vielleicht ist ja doch nicht alles ganz so perfekt in dieser Ehe. Als dann noch dieser Krogstad auftaucht und die Vergangenheit immer mehr Macht über Nora gewinnt, bekommt das Puppenheim Risse…

In der aktualisierten Fassung holt das Ensemble Henrik Ibsens 1879 uraufgeführets Drama in die Gegenwart. Die Figur der Nora, seit jeher Sinnbild für eine emanzipierte, mutige Frau, wird auf Aktualität befragt. Konsequent und bis zum Äußersten seziert die neue Fassung des analytischen Dramas eine toxische Partnerschaft, die von Narzissmus, Masochismus, systematischer Abhängigkeit und krankhaftem Schönheitswahn geprägt ist.

In einer modernen Gesellschaft, die für Gleichberechtigung, Moral und selbstbestimmte Liebe steht, aber getrieben ist von Karrieresucht, Opportunismus und Selbstoptimierung, bietet das schonungslos scharfsinnige Drama Nora eine höchst spannende Reibungsfläche.

Fotos © Marco Piecuch

Spieldauer 90 Minuten ohne Pause